12. Oktober 2023

AKTIE IM FOKUS: Zukaufpläne in den USA bescheren Stabilus Viermonatshoch

FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach einer zunächst zögerlichen Kursreaktion ist ein Zukauf des Autozulieferers Stabilus (Profil) am Donnerstag letztlich doch gut am Aktienmarkt angekommen. Die Papiere waren nach Bekanntwerden der Pläne zum Kauf des US-Unternehmens Destaco zunächst vorbörslich unter Druck geraten, hoben dann nach dem offiziellen Handelsbeginn aber mit Wucht ab.

Am späten Vormittag führten die Anteilsscheine mit zuletzt fast neun Prozent plus auf 57,30 Euro den MDax <DE0008467416> an. Zudem durchbrachen sie mit der einfachen 100-Tage-Linie für den mittelfristigen Trend und der exponentiellen 200-Tage-Linie für die längerfristige Entwicklung wichtige charttechnische Widerstände. Sie erreichten den höchsten Stand seit fast vier Monaten.

Stabilus will nach eigenen Angaben mit dem Destaco-Zukauf sein Industriegeschäft stärken und zugleich profitabler werden. Den veranschlagten Preis von 680 Millionen US-Dollar (640 Mio Euro) wollen die Koblenzer bar auf den Tisch legen, neben einer kleineren Eigenmittelkomponente ist der Löwenanteil fremdfinanziert.

Händler hoben besonders hervor, dass Stabilus durch die Übernahme des Industrieautomatisierung-Spezialisten von Anfang an einen positiven Ergebnisbeitrag erwarte. JPMorgan-Analyst Akshat Kacker sprach von einer "transformativen Akquisition", die ein wichtiger Schritt in der Umsetzung der langfristigen Unternehmensstrategie sei. Der Anteil des Industriegeschäfts am Gesamtumsatz steige damit auf fast die Hälfte, wobei die Produkte der Amerikaner das Stabilus-Portfolio ergänzten.

Auch Warburg-Experte Marc-René Tonn hieß in einer ersten Reaktion den Deal willkommen. Der Konzern verbessere die Wachstumsaussichten und die Rentabilität durch eine Stärkung seines Industriegeschäfts und der globalen Präsenz. Dabei setze Stabilus mit der Industrie-Automatisierung auf einen Megatrend, "der durch die Verlagerung von Industriestandorten und den gleichzeitigen Arbeitskräftemangel (und die hohen Kosten) in diesen Regionen angeheizt wird".

Der Kaufpreis erscheint dem Experten angemessen angesichts eines seiner Meinung nach "konservativ" berechneten Wachstums-, Margen- und Synergiepotenzials. Als positiv bewertete Tonn auch, dass für den Deal keine Kapitalerhöhung notwendig werde. Solche Finanzierungsmethoden kommen an der Börse in der Regel schlecht an, da durch die Ausgabe neuer Aktien tendenziell der Wert für die Altaktionäre sinkt.

Erst zu Wochenbeginn hatte der Autozulieferer Schaeffler (Profil) mit der geplanten Übernahme der früheren Conti-Antriebssparte Vitesco (Profil) für Schlagzeilen gesorgt, mit der er einen großen Anbieter für Elektromobilität formen will - ebenfalls ein Megatrend in der Branche. Die Analysten der UBS erklärten daraufhin, die Autoindustrie sei derzeit in einem Paradigmenwechsel, dem die Zulieferer folgen müssten./tav/gl/tih