Wie viele ETFs sind sinnvoll?
Eine Diversifikationsstrategie für Anlegerinnen & Anleger
Zu investieren ohne Diversifikation ist wie Skifahren ohne Helm: riskant. Eine breite Streuung über mehrere ETFs hinweg ermöglicht es Anlegerinnen und Anlegern, ein ausgewogenes und nachhaltiges Portfolio aufzubauen.
Aber wie viele ETFs sind ideal, und ab wann wird es zu viel? Dieser Artikel zeigt auf, wie Schweizer Investoren ihr Portfolio optimal diversifizieren können.
Das Wichtigste in Kürze: Alles zur Diversifikation bei ETFs
Anzahl: Für eine ausreichende Diversifikation sollten Anlegerinnen und Anleger mindestens in zwei ETFs investieren, die unterschiedliche Anlageschwerpunkte haben. Ein Portfolio aus nur einem ETF kann selten das Risiko ausreichend streuen.
Zu viele ETFs: Obwohl Diversifikation wichtig ist, kann ein Portfolio mit zu vielen ETFs kontraproduktiv sein, da der Überblick und die Kontrolle verloren gehen können.
ETF-Auswahl: Die Entscheidung, in welche ETFs investiert wird, sollte auf der persönlichen Anlagestrategie basieren. Schweizer Anlegerinnen und Anleger können zwischen ETFs mit verschiedenen Schwerpunkten wählen, z.B. Länder- oder Branchen-ETFs.
Anlageklassen: Neben der Überlegung, wie viele ETFs sinnvoll sind, ist es für die Risiko-Streuung wichtig, zusätzliche Anlageklassen in Betracht zu ziehen. Besonders günstig ist es, wenn diese möglichst wenig in Korrelation zueinander stehen.
Streuung: Wie viele ETFs sind im Depot sinnvoll?
Ein diversifiziertes Portfolio sollte aus mindestens 2 ETFs bestehen. Ein einzelner ETF reicht meist nicht aus, um das Risiko ausreichend breit zu streuen. Selbst dann nicht, wenn Anlegerinnen und Anleger sich für einen MSCI World ETF entscheiden. Dieser investiert zwar in Aktien aus ca. 1.600 Unternehmen in 23 Industrieländern, doch kommt es auf die Gewichtung der einzelnen Unternehmen und Länder an. So machen die USA mehr als zwei Drittel des Fondsvolumens aus. Auf Platz 2 folgt Japan mit etwas mehr als 6 Prozent. Auf Einzeltitelebene liegen unter den Top-5 ausschließlich Technologiewerte
Schauen wir uns nun ein Beispiel dazu an, wie die Konzentration bestimmter Länder und Branchen in einem MSCI World ETF aussehen kann:
Um solche Klumpenrisiken zu vermeiden, reicht ein Einzelinvestment in den MSCI World allein nicht aus. Du solltest daher mindestens in einen zweiten ETF mit anderem Länder-, Regionen- und/oder Branchenfokus investieren. Viele Anlegende entscheiden sich daher für ein 70:30 Portfolio, bestehend aus 70 Prozent Industrieländer (z.B. MSCI World) und 30 Prozent Schwellenländer (z.B. MSCI Emerging Markets). Andere mischen in diese Aufteilung noch zusätzlich einen ETF (z.B. MSCI World Small Cap) auf Unternehmen mit geringer Marktkapitalisierung mit ein. Ziel dieser und ähnlicher Strategien ist es, in ein möglichst breit gestreutes Abbild der Weltwirtschaft zu investieren.
Der SMI (Swiss Market Index) oder SPI (Swiss Performance Index) können als Basis dienen, aber eine Ergänzung durch internationale oder themenspezifische ETFs ist empfehlenswert.
Ein Welt-ETF als Basisanlage, der Industrie- und Schwellenländer kombiniert, kann einen guten Grundstein in einem Portfolio bilden. Beispiele hierfür wären ein ETF auf den FTSE All-World Index oder den MSCI All Country World Index, da in diesen Industrie- und Schwellenländer vertreten sind.
Zu viele ETFs vermeiden
Für Anfängerinnen oder Anfänger empfiehlt es sich jedoch, z.B. nicht mehr als 5 ETFs in ihr Portfolio aufzunehmen. Sind es mehr, kann nämlich schnell der Überblick verloren gehen. ETF-Expertinnen und ETF-Experten können die Anzahl der ETFs ggfs. erhöhen. Ein Klumpenrisiko und Überschneidungen von ETFs sind zu vermeiden, da diese das Risiko des Gesamtportfolios signifikant erhöhen und die Diversifikation verringern können.
Beispiel für eine Diversifikationsstrategie
Grundsätzlich gilt: Es gibt nicht die (!) richtige Anzahl an ETFs. In wie viele ETFs du investieren solltest, hängt von deinem Anlageziel, deiner Risikotragfähigkeit und deiner Anlagestrategie ab. Daher können 2 ETFs ausreichen oder eben auch nicht genug sein, sodass das Risiko von ETFs erhöht wird.
Weltweit gibt es mehr als 8.500 ETFs. Sie können in unterschiedliche Branchen, Länder und Anlageklassen anlegen. Obwohl es so viele verschiedene ETFs gibt, enthalten manche von ihnen dennoch Aktien von denselben Unternehmen, die zugleich eine hohe Gewichtung innerhalb des börsengehandelten Indexfonds haben.
Wie das Beispiel zeigt, hat das Unternehmen Apple als größte Position im dargestellten iShares MSCI World ETF eine Gewichtung von 4,54 Prozent, während es im NASDAQ 100 ETF einen Anteil von 12,93 Prozent ausmacht. Entscheidest du dich also z.B. für eine gleichgewichtete Aufteilung in deinem Depot bestehend aus ETFs auf diese beiden Indizes, liegt der Apple-Anteil deines Gesamtportfolios bei 8,73 Prozent. Damit würde die Rendite eines solchen Depots, welches diese beiden ETFs enthält, deutlich stärker von der Wertentwicklung dieses Unternehmens abhängen, als wenn du ausschließlich in den MSCI World ETF investiert hättest.
Ein solches Klumpenrisiko ist z.B. auch bei Branchen, Regionen oder Ländern möglich. Obwohl Anlegerinnen und Anleger in mehrere ETFs investieren, können sie somit unbewusst das Risiko ihres Portfolios erhöhen.
Wie viele ETF-Sparpläne sollte man gleichzeitig besparen?
Im Regelfall sollte in mindestens 2 ETFs investiert werden, um eine möglichst breite, globale Diversifikation und damit ein geringeres Risiko zu erreichen. Allerdings sollten es auch nicht zu viele ETFs sein, damit der Überblick nicht verloren geht. Auch Überschneidungen bzw. Klumpenrisiken sollten Anlegerinnen und Anleger vermeiden.
Doch unabhängig davon, ob auf ETF-Sparpläne oder ETF-Anteile per Einmalanlage gesetzt wird, ist die möglichst breite Diversifikation das Entscheidende. Bereits ab einer Sparrate von 25 Euro im Monat kannst du einen Sparplan abschließen. Das verleitet vielleicht dazu, möglichst viele ETFs zu besparen. Doch solltest du darauf achten, lieber weniger ETF-Sparpläne mit einer höheren Sparrate ins Depot zu nehmen, als besonders viele ETFs mit einer geringeren Rate. Schließlich soll die Geldanlage nicht komplexer als nötig werden und bei kostenpflichtigen Sparplänen können Gebühren deine Rendite schmälern.
Welchen Anteil sollten ETFs am gesamten Portfolio ausmachen?
Wie hoch der Anteil von ETFs am gesamten Portfolio gewählt wird, hängt besonders von der individuellen Risikotragfähigkeit, dem Anlagehorizont und der Anlagestrategie mit ETFs ab.
Das gesamte Vermögen sollte folgende Aufteilung haben:
- ein Notgroschen
- ein risikofreier Teil
- ein risikobehafteter Teil
Durch die Schwankungen und die Risiken von ETFs gehören die börsengehandelten Indexfonds in den risikobehafteten Teil, während der risikofreie Teil aus einem Tagesgeld- oder Festgeldkonto besteht. Dagegen sollte ein Notgroschen aus mindestens 3 Nettomonatsgehältern auf einem Tagesgeldkonto verfügbar sein. Durch die Gewichtung der Anteile, kann das Risiko des Gesamtvermögens gesteuert werden.
Bezogen auf den ETF-Anteil im Portfolio, kann je nach Anlagetyp, Anlagestrategie, Anlagedauer, Risikotragfähigkeit, Sparzielen oder finanzieller Situation, eine offensive bzw. risikoreichere oder defensive bzw. risikoärmere Geldanlage mit ETFs gewählt werden. Schließlich gilt, dass je höher die Sicherheit einer Vermögensanlage ist, desto geringer fallen meist auch die Renditechancen aus. Andererseits kann ein höheres Risiko auch eine bessere Rendite und Wertentwicklung von ETFs bedeuten.
Beispiele von ETF-Portfolios
Zur Veranschaulichung haben wir dir im Folgenden 2 beispielhafte ETF-Portfolios zusammengestellt, die sich in ihrer Asset Allocation, also der Gewichtung der Anlageklassen, und ihrem Risiko unterscheiden. Beide Portfolios zählen jeweils komplett in den risikobehafteten Teil des Gesamtvermögens.
Offensives ETF-Portfolio
In unserem Beispiel eines offensiven Portfolios dominieren Aktien-ETFs mit einer Gewichtung von 70 Prozent. Hier kannst du auf börsengehandelte Indexfonds mit verschiedenen Anlageschwerpunkten setzen. Dabei solltest du auf eine ausreichend breite Diversifikation achten, die u.a. Industrie- und Schwellenländer sowie verschiedene Branchen und Unternehmensgrößen enthält.
Auch in einem offensiven Portfolio dürfen Anleihen nicht fehlen. Sie dienen der Diversifikation und sorgen für eine geringere Schwankungsbreite (Volatilität). In diesem Beispiel-Portfolio machen sie 10 Prozent aus. Je höher der Anleihen-Anteil ausfällt, desto geringer ist für gewöhnlich das Gesamtrisiko, aber auch die Rendite. Die restlichen 20 Prozent, werden jeweils zu 10 Prozent in Rohstoff-ETFs und Immobilien-ETFs investiert, was der weiteren Diversifikation dient.
Defensives ETF-Portfolio
In unserem Beispiel eines defensiven ETF-Portfolios sind Anleihen-ETFs mit 40 Prozent bewusst deutlich höher und Aktien-ETFs geringer gewichtet als in unserem offensiven Portfolio. Ziel ist es, die Wertschwankungen des defensiven Portfolios geringer zu halten.
Durch den geringeren Anteil an Aktien-ETFs sind die langfristigen Renditechancen allerdings voraussichtlich niedriger. Neben der Diversifikation lässt sich die Defensivität einer Geldanlage, aber vor allem durch die Größe des risikofreien Teils des Vermögens und eines großen Notgroschens auf einem oder mehreren Tagesgeldkonten steuern.
Im folgenden Video wird sich ebenfalls der Frage gewidmet, wie sich Schritt für Schritt ein ETF-Portfolio bauen lässt:
Wie schafft man auch mit wenigen ETFs eine gute Diversifikation?
Eine gute Diversifikation sollte möglichst breit sein. Sie hängt besonders vom Anlagefokus der jeweiligen ETFs bzw. deren zugrundeliegenden Indizes ab. Die Streuung des Gesamtportfolios sollte möglichst global sein, breite Märkte abdecken, verschiedene Unternehmensgrößen und Branchen enthalten sowie Klumpenrisiken vermeiden. Da ETFs auf den MSCI World nur in Industrieländern investieren, empfiehlt es sich, auch ETFs auf Schwellenländer zu berücksichtigen. Die FactSheets von ETFs oder die ETF-Profilseiten von extraETF.com können eine gute Orientierung bieten.
Auch ETFs, die in verschiedene Anlageklassen investieren, können durch geringe Korrelationen untereinander, die Diversifikation erhöhen. Dagegen können z.B. Themen-ETFs, Branchen-ETFs sowie ETFs auf einzelne Länder oder Regionen eine zu geringe Streuung und ein erhöhtes Risiko bedeuten. Zumal in diesen Fällen die laufenden Kosten von ETFs meist etwas höher sein können.
Fazit: Mit ausgewählten ETFs den Überblick behalten
Wie viele ETFs Anlegerinnen und Anleger kaufen oder besparen sollten, kann nicht pauschal gesagt werden. Es sollten aber im Idealfall mindestens 2 sein. Schließlich hängt die Wahl der ETFs sowie deren Gewichtung und Anlagestrategien von vielen Faktoren ab, die sich u.a. von der Person, deren finanzieller Situation, dem Anlagehorizont und den Sparzielen unterscheiden können. Du solltest in jedem Fall auf eine ausreichend hohe Diversifikation achten und Klumpenrisiken vermeiden.
Allein in einen ETF auf den MSCI World zu investieren, ist keine ausreichende Strategie, da er u.a. zu stark auf die USA fokussiert ist und nur in Industrieländer investiert. Ein Welt-ETF als Basisanlage, der Industrie- und Schwellenländer kombiniert, kann allerdings einen guten Grundstein des Portfolios bilden. Generell gilt, je höher der Anteil risikoreicher Anlagen ausfällt, umso höher ist deine Renditechance. Damit deine Geldanlage deiner Risikotragfähigkeit entspricht, bietet sich eine Aufteilung deines Vermögens in einen risikobehafteten und einen risikofreien Teil sowie einen Notgroschen an. Dadurch lässt sich das Risiko des Portfolios je nach Gewichtung der Anteile steuern.
Nicht nur ETF-Einsteigerinnen und ETF-Einsteiger sollten sich vor einer Investition gründlich über passende ETFs sowie deren Anlagefokus und Diversifikation informieren. Du möchtest auf den Laufenden bleiben?
Wir beantworten dir weitere Fragen zur Diversifikation innerhalb deines ETF-Portfolios
- Alles zur Diversifikation bei ETFs
- Streuung: Wie viele ETFs sind im Depot sinnvoll?
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- Wie viele ETF-Sparpläne sollte man gleichzeitig besparen?
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- Beispiele von ETF-Portfolios
- Wie schafft man auch mit wenigen ETFs eine gute Diversifikation?
- Mit ausgewählten ETFs den Überblick behalten
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