Tracking Difference bei ETFs
Eine wichtige Kennzahl zur ETF-Auswahl.
Die ETF-Branche wächst seit Jahren und mit diesem Wachstum steigt auch die Anzahl an angebotenen ETFs. Bei der Vielzahl der ETFs kann man schnell den Überblick verlieren – zumal für ein und denselben Index inzwischen oft mehrere ETFs angeboten werden. Doch ETF ist nicht gleich ETF! Wie also kannst du den richtigen ETF für deine Anlagestrategie auswählen?
Eine wichtige Kennzahl zur Auswahl eines ETFs ist die Tracking Difference. Sie hilft dir dabei den besten ETF für dein Portfolio zu finden. Mit der Tracking Difference kannst du prüfen, wie sich der ETF im Vergleich zu seinem Index entwickelt hat.
In diesem Beitrag erklären wir dir die Hintergründe zur Tracking Difference und erläutern, wie du damit den besten ETF herausfinden kannst.
Das Wichtigste in Kürze: Was du über die Tracking Difference wissen solltest
Qualität: Ein ETF kann eine bessere oder schlechtere Entwicklung als sein Vergleichsindex erzielen.
Handwerkskunst: Die Abbildungsgenauigkeit eines ETFs hängt von verschiedenen Faktoren ab (z. B. Steueroptimierung, Barbestände, Erträge aus Wertpapierleihe).
ETF-Auswahl: Die Tracking Difference sollte bei der ETF-Auswahl bevorzugt berücksichtigt werden. Wer in einen ETF investiert, erwartet von diesem eine möglichst genaue Indexabbildung. Die Tracking Difference macht dies sichtbar.
Analyse: ETF-Spezialisten wie extraETF.com zeigen die Tracking Difference für jeden ETF auf der ETF-Profilseite und in der ETF-Suche an.
Was ist die Tracking Difference?
Die Tracking Difference (Abbildungsdifferenz) stellt dar, wie gut sich ein ETF im Vergleich zum Index geschlagen hat und zeigt damit die tatsächlichen Kosten eines ETFs oder Indexfonds auf.
Anders als bei aktiv gemanagten Investmentfonds, bei denen der Erfolg der Fondsmanagerinnen und -manager am Erzielen einer Outperformance gegenüber dem Vergleichsindex gemessen wird, sollen Exchange Traded Funds (ETFs) die Wertentwicklung eines Index möglichst exakt wiedergeben.
Welche Bedeutung hat die Tracking Difference?
Für die qualitative Beurteilung eines ETFs zieht man die Kennzahl Tracking Difference heran. Sie wird in der Regel als Abweichung der Wertentwicklung des ETFs von der Wertentwicklung des zugrunde liegenden Index in einem Betrachtungszeitraum definiert.
Tracking Difference = Wertentwicklung ETF – Wertentwicklung Index
Die Renditeerwartung eines ETF-Anlegenden wird im Regelfall der Indexentwicklung abzüglich der Gesamtkostenquote (TER) entsprechen.
Die Tracking Difference beinhaltet alle Kosten und Gebühren eines ETFs und berücksichtigt u. a. auch Einnahmen durch Wertpapierleihe. Sie bietet daher ein wesentlich genaueres Bild über die tatsächlichen Kosten eines ETFs als die Gesamtkostenquote (TER). Je näher die Tracking Difference Richtung 0 tendiert, desto exakter wird der Index abgebildet.
Anlegende sollten beachten, dass die Tracking Difference auf Basis der vergangenen Wertentwicklung berechnet wird und nicht unmittelbar auf die Zukunft fortgeschrieben werden kann. Es lohnt sich daher die Tracking Difference eines ETFs über längere Zeiträume anzusehen. Nur so kann festgestellt werden, ob der ETF-Anbieter die Abbildungsqualität des ETFs auch bei unterschiedlichen Marktphasen aufrechterhalten konnte.
Video-Tipp: Tracking Difference erklärt
Schon gewusst? Berechnung der Tracking Difference auf extraETF.com
Entgegen der zuvor beschriebenen Definition berechnet extraETF.com die Tracking Difference auf Basis der folgenden Formel.
Tracking Difference = Wertentwicklung Index – Wertentwicklung ETF
Dies hat den Vorteil, dass die Tracking Difference damit besser in Relation zur Gesamtkostenquote gesetzt werden kann.
Ein ETF mit einer TER von 0,50 % und einer Tracking Difference von 0,15 % hat den Anleger in Wirklichkeit also nur 0,15 %, und damit weniger als die angegebene TER gekostet. Die 0,35 % Differenz wurde vom ETF-Anbieter über verschiedene Optimierungsverfahren verdient und kam der Wertentwicklung des ETFs zugute.
Die Tracking Difference ist auf extraETF.com für viele ETFs auf den Profil‑Seiten eines ETFs (Beispiel MSCI World ETF) und der ETF‑Suche zu finden.
Beispiel: Tracking Difference eines MSCI World ETFs
Um die Aussagekraft der Tracking Difference zu bewerten, sehen wir uns diese Kennzahl für den beliebten iShares Core MSCI World ETF an.
Die Gesamtkostenquote (TER) dieses ETFs liegt bei 0,20 % pro Jahr. Nun stellt sich die Frage, wie groß die tatsächliche Abweichung des ETFs zu seinem Vergleichsindex, dem MSCI World, war. Diese Abweichung wird in der Kennzahl Tracking Difference ausgedrückt.
Die durchschnittliche jährliche Tracking Difference seit Auflage des iShares Core MSCI World UCITS ETF (Acc) betrug 0,05 %. Der ETF hat sich damit durchschnittlich um 0,05 % schlechter entwickelt als der Index. Diese ist sehr gut, denn die laufenden Gesamtkosten (TER) des ETF liegen bei 0,20 %. Der ETF-Anbieter hat es also geschafft zusätzliche Erträge für seine Investoren zu generieren und hat so einen Teil der Fondskosten erwirtschaftet.
Die beste Kennzahl zur Auswahl eines ETFs
Warum kann ein ETF trotz Kosten einen Index schlagen?
Wie zuvor beschrieben ist die Abbildungsgenauigkeit eines ETFs ein wichtiger Wettbewerbsfaktor für die Anbieter von ETFs. Diese versuchen daher durch verschiedene Optimierungen die Tracking Difference möglichst gering zu halten.
Diese Optimierung ist ein komplexer Vorgang, denn neben den Kosten des ETFs (TER) beeinflussen weitere Faktoren die Abbildungsqualität eines ETFs.
- Indexanpassungen: Durch Indexanpassungen entstehen Kosten: je häufiger diese erfolgen, desto größer die Tracking Difference.
- Dividenden: Nettodividenden und verzögerter Geldeingang bei ausländischen Dividenden erhöhen die Tracking Differenz; größeres Problem bei physisch replizierenden ETFs als bei Swap-ETFs.
- Barbestände: Aufgrund von Dividenden entstehen Barbestände; nicht jeder ETF reinvestiert Dividenden sofort. Barbestände sorgen bei Kursanstiegen für eine Underperformance (Cash Drag).
- Steuern: Net-Return-Indizes ziehen bei Dividenden den maximalen Quellensteuersatz ab; ETFs zahlen in der Praxis aber häufig weniger Steuern, was zu einer Outperformance gegenüber dem Index führt.
- Art der Indexreplikation: Optimierte Replikation; dies sorgt für leichte Abbildungsungenauigkeiten.
- Erträge durch Wertpapierleihe: Diese Erträge sorgen für zusätzliche Einnahmen und damit für eine Outperformence gegenüber dem Index.
- Swap-Gebühren oder Swap-Erträge: Diese sorgen für eine zusätzliche Indexabweichung.
- Handwerkliche Qualität: Die Expertise der Fondsgesellschaft und verschiedene Replikationstechniken können zu einer Abweichung vom Index führen.
- Gebühren: Gebühren belasten den Fonds dauerhaft und sorgen damit automatisch für eine Tracking Difference.
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Wie kann man die Tracking Difference einordnen?
Die Tracking Difference gibt darüber Aufschluss, inwieweit ein ETF eine höhere- oder geringere Rendite gegenüber dem Index erzielt hat. Doch welche Bedeutung hat eine negative oder positive Tracking Difference bei einem ETF?
Ist eine ETF-Auswahl auf Basis der Tracking Difference sinnvoll?
Bei der Auswahl eines ETFs ziehen Anlegerinnen und Anleger verschiedene Kriterien heran. Bisher bevorzugten diese dabei die Gesamtkostenquote (TER), die Wertentwicklung des ETFs oder das Fondsvolumen. Je nach Einsatz des ETFs wurde oft auch der Spread, die Liquidität oder die Ausschüttungsart berücksichtigt.
Die Tracking Difference sollte jedoch bevorzugt bei der Auswahl eines ETFs berücksichtigt werden. Denn wer in einen ETF investiert, der erwartet von diesem eine möglichst genaue Indexabbildung. Die Tracking Difference macht sichtbar, wie gut der ETF dies im gewählten Betrachtungszeitraum erreicht hat.
Ein Vergleich lohnt, denn die Unterschiede bei der Tracking Difference können zum Teil recht deutlich sein. Zudem schwankt die Qualität der Tracking Difference im Zeitverlauf wie das folgende Beispiel auf den iShares STOXX Europe 600 UCITS ETF (DE) zeigt.
Jahr | Tracking Difference in % |
---|---|
2021 | - 0,38 % |
2020 | - 0,10 % |
2019 | - 0,82 % |
2018 | + 0,19 % |
2017 | - 0,21 % |
TD seit 2006 | - 0,16 % |
Die Gesamtkostenquote (TER) eines ETFs ist zur Beurteilung von dessen Qualität allein betrachtet nicht aussagekräftig. Denn entgegen der Erwartung (ETF-Rendite = Indexrendite – TER) kann es durchaus zu großen Unterschieden zwischen der TER und der Tracking Difference kommen. Es lohnt sich also die Tracking Difference eines ETFs von Zeit zu Zeit zu überwachen.
Vergleich: Tracking Difference vs. Gesamtkostenquote
Das folgende Beispiel zeigt die deutlichen Unterschiede zwischen der Gesamtkostenquote (TER) und der 3-Jahres Tracking Difference der dargestellten ETFs.
Die Tabelle zeigt die fünf größten ETFs auf den MSCI World Index. Nahezu alle ETFs weisen - trotz einer TER von 0,15 % - 0,50 % pro Jahr - auf Sicht von drei Jahren eine negative Tracking Difference auf.
Das bedeutet: Vier der aufgeführten MSCI World ETFs haben eine bessere Wertentwicklung erzielt als der Vergleichsindex. Die ETF-Anbieter konnten über verschiedene Optimierungen zusätzliche Erträge erwirtschaften und haben so die Kosten der ETFs überkompensiert. Der beste ETF auf den MSCI World Index ist in diesem Szenario der HSBC MSCI World UCITS ETF (Dist) mit einer Tracking Difference von - 0,21 %.
ETF | Gesamtkostenquote (TER) in % | 3-Jahres Tracking Difference in % |
---|---|---|
iShares Core MSCI World UCITS ETF (Acc) | 0,20 % | - 0,08 % |
Xtrackers MSCI World UCITS ETF (Acc) | 0,19 % | - 0,06 % |
iShares MSCI World UCITS ETF (Dist) | 0,50 % | + 0,25 % |
HSBC MSCI World UCITS ETF (Dist) | 0,15 % | - 0,21 % |
Lyxor MSCI World UCITS ETF (Dist) | 0,30 % | - 0,08 % |
Was ist der Tracking Error?
Der Tracking Error (Nachbildungsfehler) eines ETFs wird fälschlicherweise oft mit der Tracking Difference (Abbildungsdifferenz) verwechselt. Während die Tracking Difference die tatsächliche Abweichung von der ETF-Entwicklung zur Indexentwicklung in einem bestimmten Betrachtungszeitraum misst, stellt der Tracking Error die Streuung des ETF-Kurses um den Mittelwert des Index, also die Standardabweichung der Fondsrendite um die Indexperformance dar.
Je geringer der Tracking Error ist, desto stabiler folgt der ETF seinem Index. Das ist wichtig, denn ETF-Anlegende möchten ja immer eine möglichst exakte Indexabbildung erhalten. Beide Kennzahlen können zur qualitativen Bewertung eines ETFs herangezogen werden.
Gibt es Unterschiede bei der Art der Indexabbildung?
Alle ETF-Anbieter haben das Ziel, eine möglichst geringe Tracking Difference bei ihren ETFs zu erreichen. Manche ETFs weisen sogar eine negative Tracking Difference aus. In diesen Fällen hat sich der ETF sogar besser entwickelt als der Index. Die allgemeinen Gründe dafür wurden bereits erläutert. Zudem bietet die Art der Indexabbildung Vor- und Nachteile mit Blick auf die Tracking Difference des ETFs.
Die beste Abbildungsgenauigkeit weisen synthetisch replizierende ETFs auf, da der Swap-Partner stets die exakte Indexnachbildung garantiert.
Wo kann ich die Tracking Difference finden?
Die Tracking Difference ist auf extraETF.com auf den Profil-Seiten eines ETFs und in der ETF-Suche (Tab: Tracking Difference) zu finden. Darüber hinaus zeigen viele ETF-Anbieter die Tracking Difference auch auf deren Websites an.
Hier kannst du dir die Tracking Difference für den Vanguard FTSE All-World UCITS ETF (Dist) ansehen.
Fazit: Die beste Kennzahl zur ETF-Auswahl
Die Tracking Difference ist ohne Zweifel eine der wichtigsten Kennzahlen für die Qualitätsbeurteilung eines ETFs. Sie macht deutlich, wie sich der ETF gegenüber seiner Benchmark (Index) entwickelt hat.
Anlegerinnen und Anleger können zudem weitere Kennzahlen für die ETF-Auswahl einbeziehen. Hier bietet sich die Gesamtkostenquote (TER), das Fondsvolumen oder die Art der Ausschüttung an.
Über die ETF-Suche können alle in Deutschland handelbaren ETFs anhand der wichtigsten Kennzahlen analysiert und verglichen werden.
Häufig gestellte Fragen zur Tracking Difference
- Was du über die Tracking Difference wissen solltest
- Was ist die Tracking Difference?
- Welche Bedeutung hat die Tracking Difference?
- Berechnung der Tracking Difference auf extraETF.com
- Warum kann ein ETF trotz Kosten einen Index schlagen?
- Wie kann man die Tracking Difference einordnen?
- Ist eine ETF-Auswahl auf Basis der Tracking Difference sinnvoll?
- Vergleich: Tracking Difference vs. Gesamtkostenquote
- Was ist der Tracking Error?
- Gibt es Unterschiede bei der Art der Indexabbildung?
- Wo kann ich die Tracking Difference finden?
- Die beste Kennzahl zur ETF-Auswahl
- Häufig gestellte Fragen zur Tracking Difference