4. Mai 2023

ROUNDUP: Shell verdient operativ mehr als erwartet - weiterer Aktienrückkauf

LONDON (dpa-AFX) - Shell (Profil) hat im ersten Jahresviertel trotz zuletzt niedrigerer Gas- und Ölpreise operativ fast so viel verdient wie im starken Vorquartal. Der um Sondereffekte bereinigte operative Gewinn sei in den drei Monaten bis Ende März im Vergleich zum Jahresende 2022 nur um zwei Prozent auf 9,6 Milliarden US-Dollar (8,7 Mrd Euro) gefallen, teilte der Konzern am Donnerstag in London mit. Experten hatten mit einem deutlich stärkeren Rückgang gerechnet. Der Umsatz sei im Quartalsvergleich um 14 Prozent auf 87 Milliarden Dollar gefallen.

Da der Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 die Gas- und Ölmärkte massiv beeinflusst hat, blickt Shell derzeit auf die Entwicklung von Quartal zu Quartal und nicht im Vergleich zum Vorjahr. Da die Geschäfte weiter gut laufen und viel abwerfen, hält Shell das Tempo bei den Aktienrückkäufen anders als der Konkurrent BP (Profil). Das Unternehmen kündigte den Rückkauf von eigenen Anteilen für weitere vier Milliarden Dollar an.

An der Börse kam gerade die Nachricht des anhaltend hohen Volumens beim Aktienrückkauf gut an, da der Erwerb von eigenen Aktien zum einen die Nachfrage belebt und von den künftigen Gewinnen mehr je Papier übrig bleibt, wenn die zurückgekauften Aktien eingezogen werden. Die Shell-Aktie legte in London im frühen Handel bis zu dreieinhalb Prozent auf 24 Pfund zu, gab aber bis zum frühen Nachmittag einen Großteil der Gewinne wieder ab. Das Papier tritt im bisherigen Jahresverlauf unter dem Strich auf der Stelle.

Im vergangenen Jahr hatte die Aktie im Zuge der stark gestiegenen Öl- und Gaspreise mehr als 40 Prozent zugelegt und sich damit ähnlich stark wie die Papiere der europäischen Konkurrenten BP und Totalenergies (Profil) entwickelt. Mit einem Börsenwert von umgerechnet etwas mehr als 180 Milliarden Euro ist Shell der mit Abstand wertvollste Öl- und Gasförderer Westeuropas.

Mit der erneuten Ankündigung eines Aktienrückkaufs hebt sich der seit Kurzem amtierende Chef Wael Sawan von BP ab. Der Konkurrent hatte Anfang der Woche die Investoren mit einem geringeren Tempo beim Aktienrückkauf verschreckt. Der Kurs der Aktie fiel seitdem um rund zehn Prozent. Bei Shell hatten einige Analysten einen ähnlichen Schritt erwartet.

Aber gestützt durch das beste Ergebnis eines ersten Quartals in der Geschichte des Unternehmens sieht Sawan davon ab, auch wenn sich das Umfeld auch für Shell etwas eintrübte. Bloomberg-Branchenexperte Will Hares sieht aber in dem Ergebnis des ersten Quartals einen guten Beleg für die Stärke von Shell. Dieser sei im Gasgeschäft weltweit am besten aufgestellt.

Im ersten Quartal steuerte die Gassparte 4,9 Milliarden Dollar und damit rund die Hälfte zum operativen Ergebnis bei. Nach dem Rekordquartal zum Abschluss des vergangenen Jahres war dies das zweitbeste Ergebnis des Bereichs. Inzwischen sind die im vergangenen Jahr zum Teil stark gestiegenen Preise für Gas wieder etwas gefallen. Dies konnte Shell aber mit einem gestiegenen Absatz und niedrigeren Kosten zum Teil ausgleichen./zb/mis/jha/