14. April 2023

ROUNDUP: Neues Problem mit Boeings Unglücksflieger 737 Max - Aktie sackt ab

CHICAGO (dpa-AFX) - Der US-Luftfahrtkonzern Boeing (Profil) schien sich gerade aus der Krise befreit zu haben - doch es gibt neuen Ärger. Betroffen ist ausgerechnet Boeings wichtigste Modellserie 737 Max, die dem Airbus-Rivalen (Profil) nach zwei verheerenden Abstürzen schon einmal eine lange Misere eingebrockt hatte. Wegen Fertigungsmängeln und nötiger Inspektionen müssten die Auslieferungen gedrosselt werden, teilte Boeing mit. Anleger reagierten nervös, die Aktie gab im vorbörslichen US-Handel am Freitag zunächst um mehr als fünf Prozent nach.

Boeing erklärte, dass es sich nicht um ein akutes Sicherheitsrisiko handele und nicht die 737-Max-Flotte im Flugbetrieb beeinträchtige. Jedoch betreffe das Problem eine "erhebliche Anzahl" noch nicht an Kunden übergebener und noch in der Produktion steckender Maschinen. Die US-Flugaufsicht FAA sei informiert. Die neuen Mängel wurden beim Zulieferer Spirit AeroSystems (Profil) festgestellt, der die Flugzeugrümpfe von vielen der 737-Max-Mittelstreckenjets fertigt. Das Unternehmen sprach in einer eigenen Mitteilung von einem "Qualitätsproblem". Für die Spirit-Aktie ging es im vorbörslichen US-Handel sogar um mehr als 14 Prozent abwärts.

Konkret geht es laut Boeing und Spirit AeroSystems um ein falsch verbautes Teil am hinteren Teil des Flugzeugrumpfs. Spirit arbeite an einer Lösung, um die Mängel zu beheben. Laut Boeing sollen die fehlerhaften Teile, wenn nötig, ersetzt werden. Bis dahin sei mit geringeren Auslieferungszahlen zu rechnen. Für den US-Flugzeugriesen kommt das Problem äußerst ungelegen und zu einem kritischen Zeitpunkt. Die 737-Max-Baureihe ist Boeings gefragteste Modellserie und einer der wichtigsten Gewinnbringer. Eigentlich war geplant, die Produktion bis Juni deutlich hochzufahren. Stattdessen drohen nun teure Reparaturen.

Aufgrund der tragischen Vorgeschichte der 737 Max sind neue Probleme für Boeing zudem besonders unangenehm. Denn dem Mittelstreckenjet haftet ohnehin schon das Image eines Unglücksfliegers an. Die Modellserie hatte Boeing wegen zwei Abstürzen aufgrund einer defekten Steuerungssoftware, bei denen 2018 und 2019 insgesamt 346 Menschen starben, schon einmal tief in die Krise gebracht. Nachdem die Baureihe rund anderthalb Jahre lang mit Startverboten belegt war, schien das Debakel des US-Konzerns rund um die 737 Max eigentlich gerade erst weitgehend überwunden. Im ersten Quartal gelang es Boeing sogar, mehr Flugzeuge auszuliefern als der Erzrivale Airbus./hbr/DP/stw