27. April 2023

ROUNDUP: Nemetschek schneidet besser ab als erwartet - Belastung durch Abos

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Bausoftwarehersteller Nemetschek (Profil) ist besser durch das erste Quartal gekommen als befürchtet. Zwar schlug sich der Umbau hin zu Softwareabonnements deutlich im Ergebnis nieder, doch die Zahlen fielen besser aus als von Experten gedacht. Vor allem Design- und Konstruktionssoftware überzeugte. "Mit dem ersten Quartal haben wir eine gute Grundlage geschaffen, um unsere Ziele für das Gesamtjahr zu erreichen", sagte Vorstandschef Yves Padrines. Die Aktie legte am Donnerstag deutlich zu.

Das Papier stieg am Vormittag um gut fünf Prozent auf 65,82 Euro, was den zweiten Platz im MDax <DE0008467416> bedeutete. Vom Rekordniveau bei etwas mehr als 116 Euro Mitte 2021 ist der Kurs zwar weit entfernt, hat sich seit dem Zwischentief unter 43 Euro im Herbst 2022 aber wieder einigermaßen berappelt. Wie so viele Technologieaktien ging es auch für Nemetschek im vergangenen Jahr vorwiegend nach unten, nachdem die Fantasie von Anlegern rund um die Tech-Branche 2021 für einen Höhenflug und starke Aufschläge gesorgt hatte. Derzeit ist der Konzern an der Börse mehr als sieben Milliarden Euro wert.

Der Start ins Jahr sei besser verlaufen als gedacht, schrieb Analyst Knut Woller von der Baader Bank. Ihm sei allerdings noch unklar, wie stark die Konjunkturprobleme sich in den Zahlen niedergeschlagen hätten, schließlich habe die Designsparte von Einmaleffekten profitiert.

Schon länger bereitet Nemetschek die Investoren darauf vor, dass sich Umsatzwachstum und Ergebnis in diesem Jahr nicht mehr so stark entwickeln dürften wie in den auch von Zukäufen getriebenen Vorjahren. Derzeit steckt der Konzern im Umbau seiner zahlreichen Marken hin zu Abonnementmodellen, was die hohen Einmalbeiträge aus Lizenzverkäufen schmälert und aufs Ergebnis drückt. Im kommenden Jahr will Nemetschek beim Erlös aber wieder prozentual zweistellig zulegen.

Der Umsatz zog in den ersten drei Monaten im Jahresvergleich um 6,5 Prozent auf 204,6 Millionen Euro an, wie die Münchener mitteilten. Das war mehr als von Analysten erwartet. In der Designsparte mit Software für Architekten und Ingenieure habe es Nachlaufeffekte aus dem Vorquartal gegeben, hieß es. Zudem hätten Kunden eine angekündigte Preiserhöhung zum Quartalsende zum Anlass genommen, ihre Abschlüsse vorzuziehen. Die Folgen des eingetrübten Marktumfeldes vor allem in Europa sowie die längeren Vertriebszyklen hätten sich in der Sparte dagegen leicht stabilisiert.

Im Bausegment, in dem Nemetschek unter anderem Software für die übergreifende Nutzung von Bauplänen für Bauunternehmen anbietet, ging der Umsatz leicht zurück. Die wichtige Marke Bluebeam stellt seit geraumer Zeit ihr Geschäft auf Abonnements und Cloudnutzung um. Das operative Ergebnis der Sparte sackte um fast ein Viertel ab. Bei Software für die Gebäudeverwaltung konnte Nemetschek beim Umsatz zulegen. Die Marktsituation habe sich leicht stabilisiert, auch wenn das Investitionsvolumen von Gebäudeverwaltern noch unter dem Vorkrisenniveau gelegen habe, hieß es.

Die kleine, aber gewöhnlich stark wachsende Sparte mit Mediensoftware für Film- und Videospielproduktionen erzielte im ersten Quartal ein vergleichsweise geringes Umsatzplus von fünf Prozent. Ein besonders hoher Vergleichswert aus dem Vorjahreszeitraum war dafür laut Unternehmen maßgeblich. Damals hatte ein Zukauf neben dem letztmaligen Verkauf von Lizenzen in China für hohe Wachstumsraten gesorgt. Im zweiten Jahresviertel will Nemetschek in der Sparte wieder ein prozentual zweistelliges Wachstum hinlegen.

Beim operativen Ergebnis des Konzerns gab es wegen der Umstellung auf Abonnements einen Dämpfer. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sank das Ergebnis um 12,7 Prozent auf 61 Millionen Euro. Unter dem Strich fiel der Nettogewinn um knapp 15 Prozent auf 36,3 Millionen Euro. Die Gewinne fielen aber damit nicht so schwach aus, wie am Markt befürchtet worden war.

Die Prognose für das Gesamtjahr bestätigte das Management um Chef Padrines. 2023 steht ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum von 4 bis 6 Prozent im Plan, die operative Marge dürfte in der Bandbreite von 28 bis 30 Prozent liegen und damit unter dem Wert aus den Vorjahren. Für die kommenden Jahre hat Nemetschek bereits eine Rückkehr zu schnellerem Wachstum bei dann auch wieder höheren Margen in Aussicht gestellt./men/mis/jha/