25. April 2023

ROUNDUP: Adler Group erneut mit Milliardenverlust - sucht weiter Abschlussprüfer

LUXEMBURG (dpa-AFX) - Der angeschlagene Immobilienkonzern Adler Group (Profil) hat auch 2022 einen Milliardenverlust erlitten. Unter dem Strich stand wegen einer Abwertung des Immobilienportfolios sowie der Wertberichtigung auf Forderungen ein Verlust von knapp 1,7 Milliarden Euro, wie die Adler Group am Dienstag in Luxemburg mitteilte. Ein Jahr zuvor hatte das Unternehmen bereits einen Fehlbetrag von knapp 1,2 Milliarden Euro ausgewiesen. Der Wert des Vermietungsportfolios habe Ende 2022 laut einer Bewertung durch unabhängige Gutachter mit 5,2 Milliarden Euro um 1,9 Prozent unter dem Vorjahreswert gelegen. Die Geschäftszahlen für 2022 sind ungeprüft, da das Unternehmen bislang noch keinen neuen Abschlussprüfer gefunden hat.

Im vergangenen Jahr hatte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG ihr Mandat wegen unterschiedlicher Auffassungen beendet. Der Restrukturierungsplan sieht vor, dass die Adler Group bis Ende September 2024 einen geprüften Jahresbericht für die Jahre 2022 und 2023 veröffentlicht. Für die deutsche Tochter Adler Real Estate will nun Rödl & Partner die Prüfung übernehmen. Die Aktie legte im Mittagshandel um rund 2,5 Prozent zu.

Als Abschlussprüfer für den Gesamtkonzern kommt Rödl & Partner nicht infrage. "Wir sitzen in Luxemburg, Rödl & Partner hat keine ausreichenden Kapazitäten und Lizenzen, um kapitalmarktorientierte Unternehmen in Luxemburg zu prüfen" erläuterte Aufsichtsratschef Stefan Kirsten in einer Telefonkonferenz. Deshalb werde für die luxemburgischen Aktivitäten und für den Gesamtkonzern ein anderer Abschlussprüfer weiter gesucht. Er rechnet aber nicht damit, dass ein Prüfer bis zur Hauptversammlung im Mai gefunden werden kann.

Erst Mitte April hatte ein britisches Gericht dem Immobilienkonzern grünes Licht für eine geplante Umstrukturierung gegeben. "Die Einigung mit den Anleihegläubigern der Adler Group im November 2022 war ein entscheidender Meilenstein auf dem Weg zur Sicherung der finanziellen Stabilität der Gruppe", sagte Unternehmenslenker Thierry Beaudemoulin. Nach der Entscheidung des Londoner High Court sei das Unternehmen nun in der Lage, seinen Restrukturierungsplan umzusetzen.

Die milliardenschweren Schulden will Adler ohne eine komplette Aufspaltung des Unternehmens abzahlen. "Wir machen keine Zerschlagung", sagte Finanzvorstand Thomas Echelmeyer in der Telefonkonferenz. Das Unternehmen müsse Immobilien verkaufen, um Schulden abzubauen. Ziel sei es, ein Berlin-Portfolio zu halten, mit einem deutlich kleineren Umfang und einem deutlich geringeren Projektentwicklungsportfolio.

Die Ziele für das operative Geschäft habe Adler 2022 erreicht, teilte das Unternehmen weiter mit. Die Nettomieterträge sanken auf 244,5 Millionen Euro, nach 346 Millionen Euro im Vorjahr. Damit übertraf das Unternehmen seine eigene Prognose. Das operative Ergebnis aus der Vermietung (FFO 1) schrumpfte nach den Immobilienverkäufen von zuvor 137,1 Millionen auf 86,8 Millionen Euro und traf damit die eigene Prognose. Im laufenden Jahr sollen die Nettomieterträge auf 207 bis 219 Millionen Euro zurückgehen.

Die Adler Group ist dem Sanierungsplan zufolge nicht berechtigt, für das Jahr 2022 und darüber hinaus an die Aktionäre eine Dividende zu zahlen. Dies trifft auch Deutschlands größten Immobilienkonzern Vonovia./mne/tav/mis